Mit meinen Jahren als Hundefotografin habe ich den Scanner-Blick verinnerlicht: wo auch immer ich bin, scanne ich meine Umgebung nach möglichen neuen Locations für Hundefotos ab. Mal geschieht das bewusst, dann suche ich gezielt interessante Orte auf und sehe mich dort ganz aktiv um.
Oft läuft die Locationsuche auch einfach im Hintergrund mit und mein inneres Radar meldet sich nur, wenn mein Blick an einem potenziellen Fotospot hängen bleibt. Und dann geht es los:
Wo genau könnte ich hier einen Hund fotografieren?
Wie ist der Sonnenverlauf?
Finde ich mehr als einen guten Fotospot?
Verändert sich die Location mit den Jahreszeiten?
Für welche Hunde wäre die Location geeignet?
Und, und, und...
Mein Blick wandert durch die Gegend, an manche Fragen setze ich direkt einen Haken, an anderen bleibt ein "Muss ich erst durch die Kamera sehen". Zwar habe ich schon längst mein Handy in der Hand und mache damit ein paar Übersichtsfotos oder -videos, aber um eine Location final für mich zu beurteilen, muss ich immer auch einmal mit der großen Kamera dort gewesen sein. Denn, obwohl die aktuellen Smartphones schon echt nette Bilder machen können, durch eine professionelle Kamera sieht die Welt einfach vollkommen anders aus!
Meine Hündin Reina ist einer der Gründe, weshalb ich einst begann, mich eingehender mit der Fotografie zu beschäftigen. Sie kam als Pflegehündin zu mir, weshalb mir viel daran lag, ihr durch möglichst gute Fotos bessere Vermittlungschancen zu verschaffen... Irgendwann hatte sich das mit der Vermittlung erledigt, denn sie war ja schon längst in ihrem Für-immer-Zuhause angekommen ;-)
Die Faszination für die Fotografie aber blieb und so ist Reina quasi von Beginn an meine fotografische Wegbegleiterin. Wir sind miteinander gewachsen und zusammen von Anfängern zu Profis geworden - Reina vor und ich hinter der Kamera.
Wir sind beim Fotografieren unglaublich eingespielt und aufeinander fokussiert. Diese Verbindung ist über viele Jahre gewachsen. Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass Reina auch in ihrem hohen Alter noch so gerne dabei ist und mich bei Locationtests wie diesem unterstützt :-)
...und tausend Mal ist nichts passiert. An diesem Ort in der Probstei bin ich schon öfter mit meinen Hunden spazieren gegangen. Viel Weite, viel Natur, meist hat man mehr oder weniger seine Ruhe - mag ich!
Doch erst bei einem wunderbaren Hundespaziergang Anfang Mai 2023 habe ich das fotografische Potenzial des Ortes erkannt. Vielleicht läuft mein Location-Radar manchmal doch nicht so zuverlässig im Hintergrund mit. Vielleicht war ich bisher auf andere Details konzentriert. Vielleicht hat sich aber auch einfach mein fotografischer Geschmack mit der Zeit verändert und der Ort ist dadurch erst jetzt auf meinem Radar aufgetaucht?
Nun war der Moment jedenfalls da, wir spazierten dort bei schönem Frühlingswetter entlang, meine Hunde hielten einen Moment inne und überblickten die weite Landschaft... und BÄM: ich war neu verliebt in den Ort. Ich sah die tollen Hundefotos schon vor mir...
Meist ist es nach solchen (Neu-)Entdeckungen dann so, dass mir die Location tagelang nicht aus dem Kopf geht, ich auf passendes Wetter hoffe und es mich dann, mit Kamera und Hunden im Schlepptau, sehr bald wieder an besagten Ort zieht.
So war es wenige Tage nach dem inspirierenden Spaziergang auch hier: die grauen Wolken des Tages sollten sich zum Abend hin verziehen, ich hatte Zeit und die Hunde sind sowieso allzeit bereit, wenn es um Ausflüge in die Natur geht.
Nach einer ungeplant etwas längeren Anreise kamen wir gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang an. Nicht mehr genug Zeit, um sämtliche Fotospots in Ruhe auszuloten, aber für eines meiner Highlights, den grünen Weg durch die knorrigen Bäume, hat das Licht am Ende gerade noch gereicht - ein Glück!
Da im gesamten Gebiet dort Leinenpflicht herrscht und allerhand Wildtiere unterwegs sind, blieben meine jagdlich interessierten Hunde auch zum Fotografieren stets angeleint. Ich war alleine unterwegs und brauchte beide Hände zum Fotografieren - also habe ich die Hundeleinen an meinem Bauchgurt befestigt. Leine und Halsband habe ich meinen Hunden erst in der digitalen Bildretusche abgenommen, denn:
Sicherheit steht für mich immer an erster Stelle!
Oft wirken die Orte, an denen meine Fotos entstehen, in der Realität gar nicht so besonders. Erst durch Perspektive, Licht und das Spiel von Schärfe und Unschärfe entstehen an unscheinbaren Orten besondere Fotos. Dieser Ort aber hat auch live schon einen ganz eigenen Zauber. Die knorrigen, alten Bäume haben es mir wirklich angetan! :-)
Hunde dürfen vor meiner Kamera gern Eigeninitiative zeigen. Im einen Moment stand Violin noch auf dem grünen Weg zwischen den Bäumen und hat den Blick in die Ferne gerichtet, im nächsten Moment stand er auf zwei Beinen senkrecht an einem der Bäume, weil dort etwas seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Zu gern hätte ich ihn komplett aufs Foto bekommen, was durch die Hundeleine in diesem Moment leider nicht möglich war.
Reina ist schon über 15 Jahre alt. Ich bin so unendlich dankbar für jeden Tag mit ihr an meiner Seite!
Für die etwas erschwerten Bedingungen bin ich sehr glücklich mit den Ergebnissen. Der Ort hat sich für mich schon mit den ersten Testfotos als großartige Location bewiesen. Nicht nur für Hundefotos allein, sondern auch für gemeinsame Hund-Mensch-Fotos hätte ich noch einige Ideen im Kopf, die sich an diesem zauberhaften Ort in der Probstei umsetzen ließen - vielleicht ja bald mal mit deinem Hund? :-)
Wenn es um Fotos von Hunden und ihren Menschen am Strand geht, darf die Natur beweisen, was sie kann...